von Pfarrer
Karl Rug
Auszug aus einem Vortrag, gehalten am Dienstag,
dem 21. November 1967 zu Saarbrücken vor der Arbeitsgemeinschaft
für Saarländische Familienkunde < http://www.saar-genealogie.de
> .
Veröffentlicht mit der CD (Compact Disc) PERIODIKA von der
ASF (Arbeitsgemeinschaft für Saarländische Familienkunde
e.V.) Band 1, Heft 3, (1967) Der Inhalt dieser CD darf nur zu privaten
Zwecken genutzt werden.
Was finden wir nun in den Probsteiprotokollen?
Sie bringen Verkäufe und Pfandschaften, Verhandlungen über
den Tausch von Ländereien und Gebäuden, Vermächtnisse
und die zu diesen Verträgen gehörenden und oft sehr wertvollen
Beilagen, Güterverzeichnisse, Briefe und Gewaltschreiben. oft,
wenn auch leider nicht immer, ist angegeben, woher das verkaufte
Gut stammt, und es sei als Beispiel etwa diese Wendung aus einem
Güdinger Verkauf aus dem Jahre 1624 angegeben: ” . .
. und Verkäufern von seinen Eltern seligen Lang Lorenzen und
Barbeln ererbt ist”. Häufig treten die Kinder und Enkel
mit Namen genannt auf, frühere Ehen werden erwähnt, und
da es sich ja um Verhandlungen über das Erbe dreht, ist der
genealogische Ertrag hoch.
In einigen Sonderfällen haben die Hüter des Probstei-Insiegels
zur eigenen Klarlegung ein “Schema genealogicum”, d.h.
eine Stammtafelskizze beigegeben, die besonders darum wichtig erschien,
die schwierigen Rechte der Losung, d.h. des Wiedereinlösens
verkaufter Güter durch die nächsten Verwandten des Verkäufers
aufzuzeigen. Einem solchen Schema verdanke ich die frühe Ahnentafel
der BAUMEN ERBEN, von Sulzbach, die ich Ihnen als Beispiel für
andere am Schluß meiner Ausführungen naher erläutern
will. In einem solchen besonderen Glücksfall werden wir durch
die Probsteiprotokolle in nachgewiesener Stammfolge zu Personen
geführt die in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts
geboren sind. Freilich liegen einzelne Originale der Prosteibriefe
, also meist Pergamenturkunden, bis in die Zeit von etwa 1350, und
sie sollen auch alle, sofern wir leben und gesund bleiben, unserem
Exzerpt beigefügt werden, denn es mögen immerhin gegen
200 Einzelstücke vorhanden sein.
Es wird aber meines Erachtens kaum möglich sein, von diesen
frühen Briefen eine sichere Brücke zu schlagen. Außer
dem rein genealogischen Ertrag der Bearbeitung der Probsteiprotokolle
fällt auch noch viel ab für andere Teilgebiete der Geschichte.
Die schon genannten Gewaltbriefe der Pfarrer sind z. T. wertvolle
Bereicherung Air die Serie 6 Pastorum der Pfarreien. Groß
ist der Ertrag für die Flurnamenforschung, zumal hier frühe
Schreibweisen zugesteuert werden, ohne die eine rechte Deutung von
Flurnamen nicht möglich ist. Groß ist der Ertrag für
unsere Dorfgeschichte in der Zeit des Dreißigjährigen
Krieges, für die mit dem Krieg zusammenhängenden Fluchtbewegungen
der Bevölkerung, für die Versuche zur Wiederbesiedelung
verödeter Vogteien. Auch für Münze, Maß und
Gewicht, für die Preisbewegung und vieles andere lassen sich
aus den genannten Protokollen wertvolle Belege finden.
Ich darf zuletzt noch einiges zufügen über die Art der
bisherigen Bearbeitung der Protokolle. Es sind bisher 17 Folianten
des Archivs zu Koblenz mit Protokollen aus den Jahren 1584 bis 1700
durchgearbeitet und regestenmäßig abgeschrieben worden.
Das Exzerpt umfaßt zur Zeit 1430 Schreibmaschinenseiten in
enger Schrift. Diese Exzerpte werden gebunden, und es liegen zur
Zeit drei Blinde vor; der vierte, der vielleicht bis Seite 1500
führen soll, ist in der Bearbeitung. Ich habe zuerst versucht,
alle Namen und Flurnamen zu verkarten, und diese Arbeit ist auch
zu einem Teile durchgeführt, ist dann aber durch eine andere
und besser übersichtliche nach und nach ersetzt und überboten
worden, durch die Ausfertigung von Sippentafeln, von denen zur Zeit
in 13 Aktenrücken alphabetisch geordnet etwas über 2.000
Tafeln vorliegen.
Während der Arbeit wurde hinzugelernt. Während mein Interesse
zuerst vornehmlich an den Dörfern des Köllertals, auch
noch Völklingen, Sulzbach-Dudweiler und Bischmisheim hing und
die auf die Städte bezüglichen Protokolle und die entlegenen
Orte um Settingen-
Saareinsmingen, Überherren nicht bearbeitet wurden, sind die
später vorgenommenen Folianten lückenlos für den
ganzen Einzugsbereich der Probstei exzerpiert worden. Es wird also
ein nochmaliges Vornehmen der zuerst bearbeiteten Folianten nötig
sein, um eine einigermaßen vollständige Arbeit zu leisten.
Ausgewertet wurden die gefundenen Erkenntnisse bisher in einigen
Familienlisten, wie sie bei sich bietenden Gelegenheiten für
die Dörfer Walpershofen, Etzenhofen, Völklingen und zugewandte
Orte, Quierschied, Wahlschied, Scheidt, Bischmisheim und Güdingen
bei Vorträgen der Öffentlichkeit dargeboten werden könnten.
Karl RUG, Pfr.
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